Review: Shorta - Das Gesetz der Straße

von Sebastian Siepmann
18.05.2021 | 23:27 Uhr
YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Ein dänisches Vorstadtghetto ist der Ort, in dem der Film Shorta - Das Gesetz der Straße spielt. Im Vorfeld des Films kommt es dort zu einer gewaltsamen Festnahme eines 19-jährigen Migranten, der aufgrund von schweren Verletzungen ins Krankenhaus kommt, und der künstlich am Leben gehalten wird. Aufgrund der dort vorherrschenden Stimmung gegen die Polizei, sollen sich die Schutzmänner von Svalegården fernhalten. Doch der Polizist Mike Andersen (Jacob Lohmann) möchte im Ghetto ein Exempel statuieren. Sein Partner Jens Høyer (Simon Sears), der ein Zeuge der gewaltsamen ersten Verhaftung war, ist dagegen, setzt sich jedoch nicht durch und lässt Mike gewähren.

Der als "Superbulle" bezeichnete Mike kontrolliert wahllos einen jungen Migranten und demütigt diesen auf offener Straße unter der Beobachtung anderer Jugendlicher. Als es keinen Grund gibt, den jungen Mann festzunehmen lässt er ihn laufen. In dem Moment, als die beiden Polizisten den Ort der Kontrolle verlassen wollen, fliegt eine Packung Milch auf das Auto und Andersen hat einen Grund, den jungen Amos festzunehmen. Nach kurzer flucht gelingt dies. Auf dem Weg heraus aus dem Ghetto kommt im Radio die Meldung, dass das Opfer im Krankenhaus gestorben sei. Die Gewalt im Viertel gerät außer Kontrolle und nimmt bürgerkriegsähnliche Zustände an.

Ohne Schutz und völlig auf sich allein gestellt versuchen die beiden Gesetzeshüter zusammen mit dem Gefangenen durch das urbane Labyrinth zu entfliehen, sehen sich jedoch immer wieder Gewalt gegenüber. Jede Menge Schusswechsel, Explosionen und Blut zeichnen das Bild der Vorstadt. Werden die drei aus dem Dschungel entkommen?

Der Film Shorta - Das Gesetz der Straße ist ab dem 20. Mai als Video-on-Demand und eine Woche später als DVD und Blu-ray Version erhältlich. Der ab 16 Jahren freigegebene Film im Verleih von Koch Films hat eine Laufzeit von knapp zwei Stunden.

Review

Shorta (arab. für "Polizei") handelt von der immer wieder aufkommenden Problematik von Rassismus und Misshandlungen von Minderheiten durch die Polizei. Es gibt viele Parallelen zwischen dem fiktiven Handlungsort Svalegården und den USA. Die letzten Worte des in Gewahrsam befindlichen Talib Ben Hassi "Ich kriege keine Luft mehr" sind im vergangenen Jahr durch den US-Amerikaner George Floyd in die traurige Geschichte der USA eingegangen. Der Polizist, der Floyd sein Knie auf den Hals drückte, wurde mittlerweile verurteilt. Doch auch dort gab es nach dem Fall viele Ausschreitungen und Hass auf die Polizei. Die daraus entstandene "Black Lives Matter"-Bewegung fand auch in anderen Ländern Aufmerksamkeit.

Die Gewalt durch den wütenden Mob ist teilweise übertrieben dargestellt. Anders als die Personen, die diesem angehören. Hier sind keinerlei Persönlichkeiten zu erkennen. Das Setting des Films wirkt bedrückend. Der fehlende Ausweg aus der Gewalt, den die beiden Polizisten suchen, macht auch dem Zuschauer zu schaffen. Die vielen Plattenbauten machen das Ganze nicht besser. Die Spannungskurve bleibt dabei rund 70 Prozent des Films weit oben, fällt dann jedoch rapide ab.

Wenn auch die Geschichte des Films ein wichtiges Thema beinhaltet, kommt der Film mit einem großen Manko daher. Der zu Beginn als Protagonist eingeführte Polizist Jens durchlebt kaum eine Entwicklung. Vielmehr sein Partner Mike, der anfangs weniger Gewicht hat, ändert sich völlig. Während die Charaktere entwickelt wurden, muss es zu einer massiven Änderung der Wichtigkeit gekommen sein. Etwa ab der Hälfte des Films taucht Jens kaum mehr auf. Erst in der letzten Szene sieht man ihn, nun doch völlig anders als man ihn kennt, wieder.

Shorta zeigt, in was für eine Welt sich ein Ghetto entwickeln kann. Seien es die Jugendlichen, die geprägt vom Rassismus, Wünsche und Träume haben, diese jedoch aufgrund ihrer Herkunft schon lange begraben mussten oder der Ladenbesitzer, der regelmäßig ausgeraubt wird, sich aber nicht auf die Polizei verlassen kann, da der Arm des Gesetzes sich einfach nicht darum kümmert. Das Spielfilmdebüt der beiden Regisseure zeigt ein wahres Problem, nicht nur in Dänemark auf. Auch in Deutschland gibt es immer mehr Stadtviertel, bei denen die Polizei schon lange machtlos ist, und Kriminelle die "Macht" übernommen haben. Shorta zeigt, wie es dort aussieht, eine Lösung für das Problem gibt es jedoch nicht. Die Wut im Bauch, die beim Zuschauer aufgebaut wird, bleibt auch nach dem Ende bestehen. Egal, aus welchem Grund sie entsteht. Ein Vergleich zu ähnlichen Filmen wie Training Day oder End of Watch ist Shorta nicht, trotzdem lohnt sich ein Blick auf das dänische Ghetto.

 

Unsere Bewertung:
60%

Mehr zum Film

Titel
Shorta - Das Gesetz der Straße
Publisher
Koch Films
FSK
ab 16 Jahren
Regie
Frederik Louis Hviid, Anders Ølholm
VG Wort