Review: 398 Tage - Gefangener des IS

von Sebastian Siepmann
26.11.2021 | 00:21 Uhr
Bildquelle: Pandastorm

Im Jahr 2013 sorgte die Geschichte von Daniel Rye in Dänemark für Aufsehen. Der dänische Fotograf reiste nach Syrien, um dort Bilder zu machen und den Menschen hinter der Flüchtlingskriese ein Gesicht zu geben. Schnell wurde er von der Terrororganisation „Islamischer Staat“ als Geisel genommen und erst nach 398 Tagen wieder freigelassen. Der Film 398 Tage - Gefangener des IS erzählt genau diese Geschichte des 13-monatigen Martyriums von Daniel Rye nach dem internationalen Bestseller „Geisel des IS“ von Puk Darmsgard.

Der junge Daniel, einst Sportler im dänischen Turnteam, muss sich aufgrund einer Verletzung und dem damit verbundenen Aus, eine neue Beschäftigung suchen. Er heuert als Foto-Assistent in Kopenhagen an. Schnell reißt er mit seinem Chef nach Mogadischu, um dort Fotos anzufertigen. Schnell möchte er auch Fotos in Syrien anfertigen, was ihm alsbald zum Verhängnis wird. Kurz nach seiner Ankunft in Syrien macht er sich, zusammen mit einer Einheimischen, sofort an die Arbeit. Trotz einer Genehmigung zum Fotografieren durch die „Freie Armee“, wird Daniel an der Arbeit gehindert und zusammen mit der Einheimischen verschleppt. Er wird schnell als Spion der CIA beschuldigt und als Geisel gehalten. Zunächst gelingt ihm noch einmal die Flucht, doch als er bei vermeintlich hilfsbereiten Männern Schutz sucht, wird er erneut vom IS aufgegriffen und zurück ins Versteck gebracht.

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Im Laufe der Zeit lernt er jede Menge andere Geiseln kennen. Dabei ist unter anderem der US-Amerikanische Journalist James Foley, dessen Geiselnahme in den USA große Wellen schlug. Während Rye versucht seine Gefangenschaft zusammen mit den anderen Geiseln zu überleben, versucht seine Familie Zuhause in Dänemark alles, um ihn zu retten. Das Problem dabei ist, dass die dänische Regierung eine Null-Toleranz-Politik in Sachen Terroristen hat. Es wird weder mit ihnen verhandelt noch ein Lösegeld gezahlt. Also setzt die Familie auf den Unterhändler Arthur, der sein Bestes gibt, um Daniel zu retten.

398 Tage - Gefangener des IS ist ab dem 26. November auf DVD und Blu-ray sowie digital erhältlich.

Review

Die Flüchtlingskrise war eine der größten politischen Krisen in der jüngeren Vergangenheit. Während die größten Ausläufer des Syrienkrieges in Europa erst Jahre später wahrnehmbar waren, sind die Zustände für die Bevölkerung schon seit 2011 unhaltbar. Kein Wunder, dass ein junger Fotograf wie Daniel Rye auf die Zustände dort im Jahr 2013 aufmerksam machen wollte, denen sich bis dato mehr als 2 Millionen Syrer durch eine Flucht entzogen haben. Zu dieser Zeit etablierte sich die Terrororganisation „Islamischer Staat“ in weiten Teilen des Landes als vorherrschende Militärmacht. Die Scharia sollte eingeführt werden und ausländische, nicht-islamische, Personen wurden als Feinde betrachtet. So kam es dazu, dass Daniel Rye gefangen genommen wurde.

Seine Flucht zu Beginn des Films 398 Tage - Gefangener des IS zeigt, welchen Einfluss der IS bereits gewonnen hatte. Ein Mann, bei dem Daniel um Hilfe bittet, wirkt zunächst wirklich hilfsbereit. Daniel darf sich waschen, bekommt frische Kleidung und etwas zu essen. Wenig später erscheinen die Geiselnehmer und nehmen ihn wieder mit. „Allah wird es euch danken“, sagen sie dem hilfsbereiten Mann, der Daniel scheinbar verraten hat.

Im Laufe der Gefangenschaft lernt Daniel weitere Geiseln kennen. Gemeinsam erleichtern sie sich die Gefangenschaft, indem sie zusammen Yoga machen, trainieren, spielen und sich gegenseitig Sprachunterricht geben. Eine der anderen Geiseln ist der US-Journalist James Foley. Nicht nur in den USA ist seine Geschichte vielen Menschen bekannt, schließlich veröffentlichte der IS ein Video, das ihn zeigt. In diesem Video wird er dazu gezwungen, die USA als seinen „wahren Mörder“ zu bezeichnen, bevor er am Ende des Video enthauptet gezeigt wird.

Der Film zeichnet trotz schneller Sprünge ein umfassendes Bild der Geiselnahme und verleiht auch dem getöteten Foley ein Gesicht, ohne pietätlos zu wirken. Neben dem Martyrium, dass Rye erleidet, sehen wir auch was für einem Druck seine Familie ausgesetzt ist. Aufgrund der Null-Toleranz-Politik, die die dänische Politik gegenüber Terroristen hat, war von Beginn an klar, dass es kein Lösegeld für Daniel gibt. Es gilt also selbst auf die Suche nach Spenden zu gehen. Nachdem Daniel nach fast 400 Tagen als einer der letzten Geiseln tatsächlich freigelassen wird, gilt es für ihn noch, einer Bitte der USA nachzukommen, die aufgrund der Verbindung, die er zu Foley hatte, nicht leicht ist.

Die nahezu 2,5 Stunden, die der Film dauert, sich bedrückend bis zum Schluss. Man erlebt die Geiselnahme des jungen Fotografen von Anfang an hautnah mit. Wenn der Film auch nicht durch handwerkliche Meisterleistung brilliert, so sticht die Handlung umso mehr heraus. Diese ist, gerade aufgrund der echten Geschichte, absolut sehenswert. Die Schauspieler spielen gute Rollen. Insbesondere Toby Kebbell als James Foley ist nicht überspitzt dargestellt, was wegen der Ermordung durch den IS besonders wichtig ist. Zusammenfassend ein Film, den es sich zu sehen lohnt.

Unsere Bewertung:
70%

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Titel
398 Tage - Gefangener des IS
Publisher
Pandastorm Pictures
FSK
ab 16 Jahren
Regie
Niels Arden Oplev, Anders W. Berthelsen
VG Wort