Wenn ein Psycho-Killer anruft: Kritik zu "On The Line" mit Mel Gibson

von Mischa Briese
15.12.2022 | 23:30 Uhr
Bildquelle: (c) SquareOne Entertainment

Hollywood-Veteran und mehrfacher Oscar-Preisträger Mel Gibson tut sich derzeit etwas schwer, wenn es um Big-Budget-Produktionen geht. Stattdessen versucht er es mit kleineren Filmchen, wie mit dem in Frankreich gedrehten Thriller „On The Line“. Darin spielt er einen Radiomoderator, der von einem Psycho-Killer zu einem gnadenlosen Kampf um das Leben seiner Familie gezwungen wird.

Der abgewichste Radiomoderator Elvis Cooney, gespielt von Enfant terrible Mel Gibson, steht bei seinem Sender auf der Abschussliste, weil sich die Quoten seiner nächtlichen Talksendung auf Talfahrt befinden. Eines Nachts lässt sich der Anrufer Gary (Paul Spera) durchstellen und macht ihn für den Selbstmord seiner früheren Assistentin verantwortlich. Zudem kidnappt Gary während der laufenden Sendung die Familie von Elvis und droht diese mit einer Bombe in die Luft zu sprengen, wenn er nicht an seinem sadistischen Spiel teilnimmt. Es beginnt ein nervenaufreibender Wettlauf mit der Zeit.

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"On The Line" erinnert erst einmal stark an die legendäre WDR-Radiosendung "Domian live" mit Nachteule Jürgen Domian, was den Film an sich schon einmal interessant macht. Auch dort riefen in fast drei Jahrzehnten mitten in der Nacht verstrahlte Individuen an und erzählen ihre unglaublichen Geschichten. Außerdem kämpfte er auch immer wieder um seine Sendung, weil die Quoten nicht vielversprechend waren. Am Ende wurde das Format – zum Leid bzw. trotz vieler Fans – endgültig vom WDR eingestellt, weil keine Einigung erzielt werden konnte.

Die Rolle des rauen Radiomoderators ist Mel Gibson förmlich wie auf sein Leib geschnitten. Es macht verdammt Spaß ihm beim Leiden zuzusehen, so komisch es klingen mag. Das kann der Aussie einfach perfekt. Ein Darsteller, der sich immer mit voller Hingabe in seine Rollen hineinversetzt – und das jedes Mal auf Neue. Viele Hollywood-Stars, die nicht mehr so gefragt sind, bekommen für Indie-Produktionen nur noch ihre Gage, statt sie sich zu verdienen. Gibson scheint sich dafür jedenfalls nicht zu schade zu sein und liefert wie gewohnt ab.

Da der Film inmitten der globalen Corona-Pandemie gedreht wurde, hat man alles fast ausschließlich an einem kleinen Indoor-Set in Frankreich gedreht und das gibt "On The Line" eine gewisse beklemmende Atmosphäre, die sich bis zum Ende des Films immer weiter kammerspielartig zuspitzt.

Romuald Boulangers unkonventioneller Thriller punktet mit seiner beklemmenden und dichten Atmosphäre sowie seinem Ende, was zu überraschen weiß. Fans von Mel Gibson kommen hier definitiv auf ihre Kosten und sollten sich diesen Film anschauen.

Bewertung: 65%

Ab 1. Dezember 2022 ist "On The Line" als Video-on-Demand abrufbar und ab 16. Dezember 2022 als Blu-ray und DVD im Handel erhältlich.