Kritik: The Prizefighter – Die Geburt des Boxens

von Mischa Briese
30.12.2022 | 00:30 Uhr
Bildquelle: (c) SquareOne Entertainment

In „The Prizefighter – Die Geburt des Boxens“ geht es um die wahre Geschichte von Jem Belcher, der sich zur Wende des 19. Jahrhunderts während der Geburtsstunde des Boxsports zum jüngsten Weltmeister aller Zeiten kämpfte. 

Die weitestgehend unbekannte Geschichte des aus ärmlichen Verhältnissen stammenden Boxers wurde erstmals filmisch aufgegriffen und von Regisseur Daniel Graham inszeniert. Es ist die typische Story eines Underdogs, wie man sie schon zuhauf gesehen hat. Es fühlt sich beim Ansehen alles sehr vertraut an und das kommt auch nicht von ungefähr. 

Als kleiner Junge lässt sich Halbweise Jem Belcher (Matt Hookings) von seinem Großvater und Faustkämpfer Jack Slack (Russel Crowe) für die blute Art von Glücksspiel begeistern, aus der später im Verlauf der Geschichte die Sportart Boxen entsteht. Er wird über ein Jahrzehnt später von Trainer Bill Warr (Ray Winstone) entdeckt, der das aufstrebende Talent zum gefeierten Champion formt. Belcher findet sich anschließend in einer Welt von Luxus und sexuellen Versuchungen wieder und verliert immer mehr den Fokus auf den Sport – bis ihm ein tragischer Unfall fast die Karriere kostet. Eine Underdog Story wäre aber keine Underdog Story, wenn der Protagonist daraus keine Kraft zieht und versucht aus der missliche Lage zu kommen...

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Für Matt Hookings ist es die erste Hauptrolle in seiner jungen Karriere. Dies merkt man auch deutlich. Über sein unsicheres und holpriges Schauspiel kann man am Anfang nur schwer hinwegsehen, weil man neben einem gut aufgelegten Russel Crowe fast keine Chance hat, aber ab der Mitte des Film scheint er sich besser zurechtgefunden zu haben. Vielleicht war die Rolle eines vielschichtigen Charakters noch eine Nummer zu groß, aber er hat definitiv alles versucht. 

Oscar-Preisträger Russel Crowe sticht mit seiner Darstellung ganz klar hervor und beweist endlich mal wieder, dass er nicht ohne Grund zu den besten seiner Zunft gehört, was er zuletzt viel zu oft vermissen ließ. Macht endlich wieder Spaß ihm zuzuschauen. Das Crowe leider viel zu wenig Screentime bekommen hat, dass ist ein weiteres großes Manko. Er ist auf dem Plakat des Films dermaßen präsent, dass man fast schon von einer Mogelpackung sprechen kann. Man kennt es von Filmen mit Bruce Willis nur allzu gut. 

Mit Ray Winstone hat man einen der besseren britischen Schauspieler an Bord. Leider nehme ich ihm die Rolle des knallharten und versierten Trainers überhaupt nicht ab. Bei den Trainingsmontagen trieft es nur so vor Overacting und Eindimensionalität seinerseits. Auch wirkt er des Öfteren lustlos und das ist bei einer so zentralen Rolle nicht besonders förderlich. Da erwartet man schon mehr Einsatz. 

Wenn aber etwas direkt auffällt, dann ist es die von Grund auf solide Inszenierung. Eine angenehme Überraschung. Die Ausstattung und Kameraarbeit kann sich ebenfalls sehen lassen. (Nur den nachträglich eingefügten Bloom Effect hätte man sich sparen können.) „The Prizefighter“ sieht allgemein für eine DtV-Produktion deutlich hochwertiger aus, als das geringe Budget von 17 Millionen US-Dollar anfangs erahnen lässt. Der Vergleich mag zwar etwas hinken, aber der Look des Films erinnert ein klein wenig an Martin Scorseses Meisterwerk „Gangs of New York“. 

„The Prizefighter“ erweist sich als rohes, aber solides Sport-Drama mit Höhen und Tiefen. Reicht aber nicht an seine großen Vorbilder wie „Rocky“ oder „Ali“ heran, was Daniel Grahams Film aber auch nicht zwangsläufig muss. Fans des Boxsports können gerne mal einen Blick riskieren. Für einen Großen Wurf reicht es allerdings nicht.

Bewertung: 55%

Seit 22. Dezember 2022 ist "The Prizefighter" als Video-on-Demand abrufbar und ab 30. Dezember 2022 als Blu-ray und DVD im Handel erhältlich.